Steffen Kopetzky, geboren am 26. 1. 1971 in Pfaffenhofen an der Ilm; Studium der Philosophie in Berlin (abgebrochen), Schlafwagenschaffner; seit 1997 zahlreiche literarische Arbeiten, auch Theaterstücke, Opernlibretti. Von 2003 bis 2008 Künstlerischer Leiter der Biennale Bonn. Lebt nach vielen Jahren in Berlin wieder in Pfaffenhofen, wo er für die SPD als Referent für Kultur und Volksfest im Stadtrat sitzt.
* 26. Januar 1971
von Björn Vedder
Essay
Steffen Kopetzkys Debüt „Eine uneigentliche Reise. Handenzyklopädie der Grundprobleme Europas“ (1997) ist eine lose Reihe kleinerer Parodien auf den Zeitgeist der späten 1990er Jahre, denen allein die Bahnreisen des Erzählers und das Zusammentreffen mit Mädchen und jungen Frauen dabei einen äußeren Zusammenhang verleihen. Aus diesen Momenten des Reisens – die Reise selbst, die (zufällige) Begegnung und die Verwechslung – entwickeln sich einige Leitmotive für die folgenden Werke, vor allem für den Roman „Grand Tour oder Die Nacht der Großen Complication“ (2002), mit dem der Autor sich als Romancier etablierte. Dessen Kreuzfahrt im Schlafwagen zu den Metropolen Europas ist hier vorgebildet.
Die Parodie des Debüts richtet sich gegen die verschiedenen Spielarten eines Zeitgeistes, der, angeblich durch die Philosophie Jacques Derridas provoziert, den „Untergang Europas“ kommen sieht und darauf mit stiller Resignation oder der Suche nach ...